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Die Freude der Umkehr

Gott hatte seinen himmlischen Geschöpfen, den Engeln Anteil an allen geistigen Freuden des Himmelreiches zugesagt. Obwohl alle Ereignisse des Kosmos gleichsam wie erfüllt vor den Engeln lagen, blieb ihnen der Sinn der Freude der Umkehr und der Menschwerdung Gottes zunächst verborgen. Umkehr ist Voraussetzung für das Gelingen des göttlichen Planes der Erlösung! In der hl. Schrift kommt diese zentrale Stellung der Umkehr im Gleichnis vom verlorenen Sohn deutlich zum Ausdruck. Der in der Schrift überlieferte Text ist hier aus Platzgründen nicht aufgeführt, er kann der Schriftstelle "Lukas 15, 11 – 32" entnommen werden. Daß in diesem Gleichnis der verborgene Heilsplan Gottes zum Ausdruck kommt, zeigt sich durch die Deutung der beiden Söhne. Die volle Tiefe des Gleichnisses wird aber erst durch die kursiv geschriebenen Einfügungen innerhalb der eckigen Klammern deutlich.

 

Über das Gleichnis vom verlorenen Sohn

- nach Hildegard von Bingen, entstanden um 1250 -

"Ein Mann [Gott] hatte zwei Söhne [Engel und Mensch]. Der [Mensch als der] jüngere Sohn aber sprach zum Vater: Gib mir die Erbschaft, [gib mir die Möglichkeit, mein Werk an der Natur zu vollenden,] wie es mir zusteht[, ich will dann schon fertig werden]. Und Gott verteilte sein Vermögen, auf daß beide [Engel und Mensch] wirken könnten.

So kam der Mensch, bald schon aus dem Paradies vertrieben, selbständig in die Welt zu stehen und vergeudete dort [durch einen üppigen Lebensstil] sein [himmlisches] Erbe [d. h. alles geistige Wirkvermögen]. Nachdem er nun alles verwirkt hatte und doch bei all seinem Lebensstandard keine Sättigung [seiner geistigen Fähigkeiten] fand, geriet er in jener Gegend[, wo man keine Ehrfurcht vor dem wahren Gott empfand,] in einen [geistigen] Notstand [indem er der Regellosigkeit und allen teuflischen Lastern verfiel].

Er hängte sich an einen Bürger dieses Landes [an den Teufel dieser Welt nämlich]. Der Herr dieser Welt schickte ihn auf seinen Acker, [schickte ihn in seine Botmäßigkeit,] damit er dort die Schweine hüte, [damit er dort in seiner Verwirrung und Schändlichkeit seinen Leidenschaften fröne]. Und er begehrte sich seinen Bauch zu füllen, [sich mit der Fassungskraft seines ganzen geistigen Vermögens, zu sättigen] mit jenen Futterschoten nämlich, welche die Säue fressen[, mit Lastern und in lasterhafter Leidenschaft]. Aber niemand gab sie ihm[, niemand gab ihm die begehrte Sättigung]; denn Gott verbindet sich nicht mit dem Bösen, und auch der Teufel kann trotz solchem Tun keinerlei Sättigung [des geistigen Wirkvermögens] geben."

Da ging der verlorene Sohn in sich: Er besann sich [auf seine Geschöpflichkeit] und begann vor [geistigem] Hunger [nach Gerechtigkeit] zu klagen[, wie wenig doch die Welt mit ihrer Langeweile ihn zu sättigen vermöchte], wie viele Tagelöhner seines Vaters doch das Brot, [der Gerechtigkeit] als tägliche Nahrung in Überfülle hätten. Und er darbte in seinem Hunger [, während er alle die Gerechten an seinem geistigen Auge vorüberziehen ließ: Noah, Enoch, Abel und alle anderen Propheten]. So entsagte er schließlich dem Kult der Götzendiener und machte sich los von seinem Dämonendienst und kam über das Gesetz des Moses heim zu seinem Vater. Mit diesem Gesetz allein konnte er aber nur von Ferne - auf dem Wege, wartend und unterwegs hoffend - stehen, da dieses Gesetz allein den Menschen nicht zum Leben zurückführen kann.

"Aber der Vater sah ihn schon von weitem kommen[, über die Propheten als seine Boten und Zeugen, die da gekündet hatten von der Menschwerdung des Sohnes Gottes]. Und er wurde von Mitleid gerührt[, in dem Augenblick nämlich, als der Engel Gabriel der Jungfrau Maria Christus verkündigte]. In diesem Gruß an Maria eilte Er ihm entgegen und fiel ihm um den Hals[, da nämlich der himmlische Vater Sein Wort an Jakob gesandt hat und es gefallen war an Israel, an den Hals der Fruchtbarkeit in Judäa, wo der heilige Geist über Maria kam und sie empfangen hat]. Und Er küsste ihn [mit dem Kusse Seines Mundes in der Geburt Seines SOHNES Jesus].

Der Mensch aber sprach zu Ihm: Vater, ich habe gesündigt [in den Himmeln und vor Dir, gesündigt gegen die höhere Kreatur über den Sternen, durch meinen Kult der Götzenbilder wie auch durch meine Gottesleugnung]. Ich bin ein Übertreter der Gebote und hinfort nicht wert, daß ich Dein Sohn heiße. – Von den Tagelöhnern aber schweigt er[, weil er nach allem, was er getan, sich keinen Lohn mehr erhoffen kann, vielmehr sich ganz der Gnade Gottes anheimstellt]. Da rief der Vater Seine Knechte zusammen[, die von Christus berufenen Apostel nämlich], auf daß sie rasch das Kleid bereitlegen[, das Adam im Paradies verloren, und damit einen neuen Menschen umwandten], daß sie ihm den Ring [des Glaubens] an die Hand steckten[, damit er im Werk den Glauben erfülle] und daß sie ihm die Schuhe [der Ertötung des Fleisches] an die Füße zögen. So vorbereitet [auf das Evangelium] sollte das gemästete Kalb [als Symbol der Kreuzigung] geschlachtet und ein Festmahl [der Auferstehung] gehalten werden.

Denn dieser Mensch war tot [weil er seine Unschuld in höheren Dingen verloren hatte], und er ist [in der Erkenntnis Gottes] wieder lebendig geworden; er war verloren gegangen [da er die Speise des Lebens nicht besaß] und ist wiedergefunden worden [in der reumütigen Zerknirschung]. Er ist heimgekehrt zum [eucharistischen] Gastmahl[, über dem der heilige Geist mit Feuerzungen schwebt]."

Der ältere Sohn nun [das sind die vor dem Menschen erschaffenen Engel] weilte auf dem Ackerfeld [seiner himmlischen Kultur]. Er kam [nach seiner Botengewohnheit] heran und näherte sich dem Hause[, wie ja die Engel in immer größer werdender Liebe zu den Menschen herabstiegen]. Und er hörte Singen[, er hörte das Echo des Lobpreises, da die Apostel Wunder und große Zeichen unter dem Volke wirkten]; und er sah das Reigenspiel[, da die Gerechtigkeit vollendet worden war].

Und er rief einen der Knechte zu sich und fragte [über das geheime Wissen aller Propheten], was da für [wunderbare] Dinge sich ereignet hätten. Jener antwortete ihm [über die weissagenden Propheten]: Dein Bruder[, der Mensch,] ist gekommen[, um Buße zu tun,] und dein Vater hat ihm ein gemästetes Kalb geschlachtet[, was bedeuten will: daß Gott für ihn Seinen Sohn dahingab, um ihn erlöst wieder anzunehmen, entrissen der Macht des Teufels]."

Hierüber wurde der ältere Sohn unwillig und verwundert und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, wie solches geschehen könne. Und er wollte nicht hineingehen. Er und alle Engel konnten nicht fassen, daß [Christus leiden mußte und daß über einen Sünder, der Buße tut,] solche Freude herrschen könne.

"Da ging der Vater zu ihm hinaus[, indem Er ihm das Antlitz Seiner Barmherzigkeit zuwandte,] und begann ihn zu bitten hereinzukommen[, wie in all den Zeiträumen, da Er Seine Engel durch die Ermahnung des Heiligen Geistes zur Erbauung der Kirche zum Heil des Volkes entsandt hatte, da Engel ausgeschickt wurden, um den Menschen zu helfen].

Jener aber antwortete und sprach zum Vater: Siehe, so viele Jahre, in der ganzen Zeit, seit ich erschaffen wurde, habe ich Dir gedient und mich Dir in Diensttreue verbunden und nie hast Du mir auch nur einen Ziegenbock gegeben[, keinerlei Anteil an jener Umkehr und Gnade, in der Du meinen sündigen Bruder erlöst hast]; nie konnte ich mit meinen Freunden [in Wundertaten und Zeichen und Tugendkräften] fröhlich sein [und diese neue Freude der Umkehr unter neuen Preisgesängen genießen]. Nun aber ist dieser Dein [treuloser] Sohn zurückgekommen[, und mit ihm Deine Schöpfung], Dein Sohn der sein Gut mit Dirnen vergeudet und verzehrt hat[, indem er sein Werk in geiler Lasterhaftigkeit vertrat]; da er nun [voll Reue] heimkehrte, hast Du ihm ein gemästetes Kalb geschlachtet[, Du hast ihm das Vergießen des Blutes Deines SOHNES Jesus offenkundig gemacht, Deines eigenen Sohnes, der da allen Gläubigen diese Fruchtbarkeit des Lebens schenkt].

Aber Gott der Vater spricht zu ihm und ermahnt ihn: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir in Lauterkeit und Heiligkeit [und bedurftest der Umkehr nicht], da du beständig Mein Angesicht anschaust, indes der Mensch [in seiner körperlichen Hinfälligkeit] Mein Antlitz nicht zu schauen vermag. Überdies ist alles, was Mein ist auch dein[, all die Wunderwerke nämlich, die Ich in deinem Bruder zur Vollendung geführt habe], indes du zwischen Mir und dem Menschen immerfort als Botschafter bleiben wirst.

Sei also fröhlich und guten Mutes, da der Mensch [im Blut Meines SOHNES Jesus] erlöst und [in der Ausgießung des Heiligen Geistes] gekräftigt ist, freuen sollst du dich über die Umkehr des verlorenen Sohnes; denn dein Bruder Mensch war tot [in himmlischen Dingen und in seinem Gewissen], und er ist wieder lebendig geworden [in der Anerkennung Gottes und in der Verwurzelung der Gerechtigkeit]. Er war verloren[, da er vor Gottes Auge der Speise entbehren mußte und nicht mehr leuchtend war], und er ist wieder gefunden [in Christus], herrlich erglänzend [in der Erschütterung der Reue] und erlöst [durch Jesu Blut]