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Der Fall des Menschen

 

Der Fall des Menschen

„Esset nicht und berührt nicht die Frucht von diesem Baume (Wisset nicht um diese Erfahrung des Bösen)!“, hatte Gott gesagt. Adam nahm dieses Gebot gehorsam an, wurde jedoch später ungehorsam. Dieser Ungehorsam war der erste Schritt zur Schuld.

 

Jener Baum steht (als Symbol) da, um die Wahrheit klar zu bezeugen. Gott hatte zu Mann und Frau gesagt:

„Ihr kennt alle Gesetze und Geheimnisse der Schöpfung. Aber macht mir nicht das Recht streitig Schöpfer des Menschen zu sein! Um das Menschengeschlecht fortzupflanzen, genügt meine Liebe, die in euch lebt. Ohne sinnliche Begier und vielmehr einzig durch den Herzschlag der Liebe wird sie neue Adame des Menschengeschlechtes zum Leben erwecken. Alles gebe ich euch. Nur dieses Geheimnis der Erschaffung des Menschen behalte ich mir vor.“

 

Der Teufel indes hatte das Geheimnis der Inkarnation Gottes nicht verstanden und glaubte weiterhin an seine eigene Kraft, mit der er die Welt bewältigen könnte. Mit Blick auf den ihm aus der Inkarnation bekannten Leib erhoben die gefallenen Engel allzumal ihre Stimmen und schrien durcheinander:

„Soll dieser (Mensch) schon etwas sein, was Gott gemacht hat? Luzifer ist groß, und mit ihm werden wir immerfort bestehen! Unser Herr ist Lucifer, der alles durchdringt, der wirklich alles kennt!“

 

Und doch: das Wesentliche hat er eben nicht kennenlernen können (weil, lange bevor die Engel den Sinn der Inkarnation Gottes verstanden, er (der Teufel) bereits in den Abgrund der Erkenntnislosigkeit, ins Nichts stürzte).

 

Der Teufel hat innerhalb des Weltgefüges keine Wirklichkeit, keine Operationsbasis, keine Gestalt und doch ist er wirksam da (präsent), mit seinem penetranten Haß auf alles Schöne, mit seinem Neid auf alles Gute, auf alles Edle, auf das sittlich hervorragende, jene Meisterschaft im Tun und den Adel in der Haltung. Wegen dieses Hasses und Neides gelingt dem Teufel nichts Wirkliches und Schönes; sein „Werk“ ist durch und durch unkünstlerisch, ist er doch der, der alles (vorhandene) durcheinanderwirft (der Diabolus). Das Diabolische hat kein Können und keine Kunst; es kann nur unterlassen, kann nur hassen, was da ist. Solcher Haß entspringt spontan dem Neid, dem zu Fall gekommenen Hochmut. Daher ist Hochmut so häßlich; sieht er doch nur auf sich selbst und berücksichtigt nicht das Ganze. Die Rücksichtslosigkeit ist das häßlichste Verhalten. Der Teufel beneidet den Glanz der hell gebliebenen, schönen Schöpfung. Er kreischt voll Neid:

„Jedes Geschöpf Gottes erstrahlt (im Glanz der Unschuld), und keines davon soll mein sein!“

 

Welch ein Rühmen des Schönen auf dieser Welt! Wieviel Vertrauen in die Natur! Was da auch blüht, wenn die Frühlinge wiederkehren, alles duftende der Sommerabende, dieses Reifen und sich Neigen ist gut, ist schön, kann gar nicht des Teufels sein: Welch ein Glück an der Welt!

 

Satan haßt das Menschengeschlecht (weil er nur hassen kann); voller Neid auf dessen ihm unbekannte Aufgabe sucht er in ihm Hochmut und Neugier zu erwecken, gerade die beiden Urfehler, durch die auch er zu Fall gekommen war.

 

Satan will sich an Gott rächen und raubt daher dem Menschen die Jungfräulichkeit des Verstandes (die Unerfahrenheit im Bösen). Er umschmeichelt mit seiner „Schlangenzunge“ liebkosend die Glieder und die Augen Evas. Er erweckt in ihr Gedanken und Empfindungen, die sie vorher nicht kannte, weil die Bosheit sie noch nicht vergiftet hatte. „Sie sah“, und da sie sah, wollte sie (sogleich) versuchen. Das Fleisch war erweckt worden.

 

Oh! Wenn sie doch (nun) Gott angerufen hätte! Wenn sie hingegangen wäre, um zu sagen: „Vater, ich bin krank. Die Schlange hat mir geschmeichelt, und ich bin verwirrt.“ Der Vater hätte sie (sofort) gereinigt und geheilt mit seinem Hauch. Wie er ihr das Leben eingegossen hatte, so konnte er ihr auch erneut die Reinheit einflößen, ähnlich der instinktiven Abscheu, die diejenigen, die von einer Krankheit befallen und geheilt worden sind, gegen dasselbe Übel empfinden.

 

Aber Eva geht nicht zum Vater. Eva kehrt zur Schlange zurück. Die Empfindung gefällt ihr. Sie geht zur Pflanze, von der ihr Wohl abhängt: Entweder sie geht ihr aus dem Wege oder sie handelt gegen die klare Vorschrift Gottes. Sie läßt sich leiten von der kindlichen Neugier, sie will sehen, was sie Besonderes auf sich habe; sie läßt sich leiten von ihrer Unklugheit, die ihr das Gebot Gottes unnötig erscheinen läßt, da sie ja stark und rein ist, die Königin des Eden, wo alles ihr gehorcht und ihr nichts Übles zustoßen kann. Diese Überheblichkeit wird ihr zum Verderben. Überheblichkeit ist schon Hochmut. Bei der Pflanze findet sie den Verführer, der ihrer Unerfahrenheit, ihrer jungfräulichen, so wunderbaren Unerfahrenheit, das Lied der Lüge singt:

 „Du glaubst, hier sei etwas Schlechtes? Nein! Gott hat dir das gesagt, weil er euch als Sklaven halten will. Glaubt ihr, Könige zu sein? Ihr seid nicht einmal so frei wie das wilde Tier. Ihm ist es erlaubt, sich in wahrer Liebe zu lieben. Euch nicht! Ihm wird es gewährt, Schöpfer zu sein wie Gott. Das Tier kann Junge zeugen und sieht seine Familie beliebig anwachsen. Ihr nicht! Euch wird diese Freude versagt. Wozu also hat er euch als Mann und Frau erschaffen, wenn ihr in dieser Weise leben müßt? Seid ihr Götter! Ihr wißt nicht welche Freude es ist, wenn zwei im Fleische eins werden und dadurch einen Dritten zeugen! Glaubt den Versprechungen Gottes nicht; glaubt nicht, daß ihr das Glück der Nachkommenschaft haben und sehen werdet, wie eure Kinder neue Familien gründen und Vater und Mutter um ihretwegen verlassen. Er hat euch nur ein Scheinleben gegeben: das wahre Leben besteht darin, die Gesetze des Lebens zu kennen; das macht euch zu Göttern, und ihr könnt zu Gott sagen: ’Wir sind deinesgleichen’.“

 

Auf diese Weise verführte Satan den Menschen zur Vereinigung und Empfängnis auf den Irrwegen der Fleischeslust. Was Satan verwunderte war die Leichtigkeit, mit der mit seinem Vorhaben Erfolg hatte.

 

Satan küßte (zuerst) das Auge der Frau und bezauberte es so, daß alle Dinge (geistige und körperliche), die bis dahin rein erschienen waren, nun ein unreines Aussehen annahmen und in ihr eine ungewollte (nicht mehr dem bewußten Willen unterliegende) Neugier erweckten. Dann küßte Satan ihre Ohren und machte sie hellhörig für Worte einer unbekannten Wissenschaft: der seinen. Auch der Verstand Evas wollte erfahren, was nicht notwendig war. Danach zeigte Satan den nun dem Bösen zugänglich gewordenen Augen und Verstand, was sie vorher nicht gesehen hatten. Da erwachte Eva und wurde verdorben, und das Weib ging hin zum Mann und enthüllte ihm das Geheimnis. Eva überzeugte Adam, von der neuen Frucht zu kosten, die schön anzusehen und bis dahin verboten war. Sie küßte ihn mit dem Mund und schaute ihn an mit den Augen, in denen schon die Verwirrung Satans war. Und die Verderbnis drang in Adam ein, der (nun ebenfalls) sah, und durch das Auge begehrte er (wie sie) nach dem Verbotenen. Mit seiner Gefährtin zusammen aß (auch) er, und sie (beide) fielen von erhabener Höhe in den Schlamm.

 

Die Verführung des Auges und des Ohres Evas bestand in folgendem. Man überlege und beachte, daß es sich um einen geistigen Kuß handelte, um eine intellektuelle Lehre über die Bosheit, um eine Neugierde zu erwecken, die anfänglich geistiger Natur war, so wie auch die von Gott gestellte Prüfung geistig war, um Adam und Eva in der Gnade zu festigen, nämlich im Gehorsam gegenüber dem einzigen Gebot Gottes. Die anfänglich geistige Neugierde entartete zu einer Neugierde für das Stoffliche, die sich immer mehr dem Fleischlichen zuwandte. Eva war ganz Gnade und Unschuld, mit einer Fülle übernatürlicher Gaben ausgestattet und sah und erkannte Gott und sich selbst in Gerechtigkeit, als ein zu übernatürlicher Höhe des Kindes Gottes erhobenes Geschöpf. Sie sah und erkannte ihr Verhältnis als Geschöpf zu ihrem Schöpfer, den Unterschied zwischen ihm und ihr, der weder dadurch aufgehoben wurde, daß Gott der Vater den Menschen nach seinem Bilde und Gleichnis erschaffen hat, noch durch seine göttliche Liebe zu seinem Geschöpf. Nichts hatte sie dazu verleitet sich für Gott ebenbürtig zu halten, zu sein wie Gott, was ihre Natur und Macht betraf. Nichts hatte sie begehrlich gemacht, alles sein zu wollen und alles zu können, so wie Gott alles ist und alles kann. Unschuldig und glücklich wie ein Kind war sie zufrieden mit dem, was ihr geschenkt worden war. Sie war seelisch und körperlich gesund, weil sie frei von abnormalen Begierden und Trieben war. Sie erkannte sich als Kind Gottes, und als solche erkannte sie auch ihren Gefährten. Als Königin über Tier- und Pflanzenreich, lag die Schöpfung zu ihren Füßen, doch ihr Anblick verführte ihre Seele nicht zur Sünde, sondern spornte sie an, über das Natürliche hinauszuwachsen; denn die Herrlichkeiten des Paradieses, in denen sie Gott erkannte, führte sie zu einer immer vollkommeneren Liebe zu ihrem Herrn. Sie erkannte sich in ihrem erhabenen Teil als Kind Gottes und nicht als animalisches Geschöpf. – Satan näherte sich ihr in Gestalt einer Schlange und zog die Unbedachte an sich.

 

Die Schlange verstand es, mit ihrer Eigenart Eva zu begeistern und strömte ihr tödliches Gift mit ihrem magischen Zauber aus, wodurch geistige Erkenntnis und Einsichtsvermögen der Frau getrübt wurden, so daß sich das geschmeichelte Weib in Eva enthüllte. Eva würde sich nun mächtig wie Gott glauben, sobald sie das Kennzeichen eines Geschöpfes, d. h., die Pflicht, dem Gebot Gottes zu gehorchen und nur das zu tun, was Gott erlaubt, weit von sich werfen würde. Als sie sich dieses Kennzeichens entledigt hatte, um wie Gott zu sein, überkam sie die seelische Ausschweifung des „Alles-Können“, und dies zeugte die geistige Ausschweifung des „Alles-Kennen-Wollen“, das Gute und vor allem das Böse, das Gott ihr zu kennen verbot, während die Schlange sie dazu anspornte, es kennenzulernen; denn nur durch die vollständige Kenntnis des Guten und Bösen würden sie und Adam „wie Götter“, und damit ihr Geschlecht und Same aus eigener Kraft unsterblich. Die Schlange bot sich ihr als Lehrmeisterin der unbeschränkten Erkenntnis an, und Eva nahm diese als Lehrmeisterin an. Die geistige Ausschweifung als Tochter der seelischen, zeugte nun die fleischliche Ausschweifung. Eva, die ihr Seh- und Hörvermögen schon zum Bösen benutzt hatte, wollte nun auch ihren Tastsinn dazu benützen, die Geheimnisse der verbotenen Frucht zu erkennen; mit dem Geruchsinn nahm sie den betörenden Duft in sich auf, mit dem Geschmack öffnete sie die Schale einer neuen Erkenntnis, um den unbekannten Geschmack zu kosten. – In ihr erwachte die böse Begierde, das, was sie kaum versucht hatte, nunmehr vollständig auszukosten. Der Gnade, der Unschuld und Unversehrtheit beraubt, erschien ihr das Böse gut. Sie war nicht mehr fähig, ihre Sinnlichkeit der Vernunft zu unterstellen.

 

Durch die im Verlaufe der Versuchung erfolgte Zurücksetzung des Willens Gottes wurden ihr die Grenzen ihres bewußten Ich, die zuvor (im Anfang) Eva nicht bekannt waren, offenbart. Sobald sie ihren Willen von dem Gottes gänzlich unabhängig gemacht hatte, wurden Teile ihrer Identität gegen ihren eigenen bewußten Willen resistent. Ihr Leib wurde von einem beunruhigenden Gefühl des Fremden in Gestalt sexueller Empfindungen angerührt, die sich ihrer Kontrolle entzogen. Der Körper ließ sich nicht länger völlig vom Willen umfassen. Diese Tatsache warnte Eva vor ihrem falschen Tun.

 

Sie erkannte sich und ihren Gefährten Adam und wollte auch ihn zu dieser Erkenntnis führen. Arglistig näherte sie sich Adam und konnte ihn dazu verleiten, das Gebot Gottes mit Füßen zu treten.

 

Ein winziges, aber verhängnisvolles Symtom –in Adams Fall das Auftreten einer Erektion, über die er keine Kontrolle hatte- warnte beide zum Ende der Versuchung vor dem abschließenden Abgleiten des ganzen Körpers aus der vertrauten Umarmung der Seele im Augenblick des Todes.

 

Trotz dieser nochmaligen Warnung verführte sie ihn zu dem, was sie schon getan hatte: in den Apfel zu beißen. Nachdem sie ihn (so) in Unkeuschheit und Bosheit gleichgemacht hatte, überredete sie ihn, die verbotene Frucht zu essen, um sich einen neuen sofortigen Genuß zu verschaffen, und dazu die Macht, künftig Gott im Erschaffen neuer Menschen ähnlich zu sein, nach den Naturgesetzen, denen auch die Tiere unterworfen sind und anders als von Gott bestimmt. – Satan wollte erstens aus dem Menschen als Kind Gottes einen tierischen Menschen machen und zweitens versuchen, aus dem göttlichen Eingeborenen, der Mensch geworden war, einen Sünder zu machen. – Sein erstes Ziel, den Geist durch das Fleisch zu besiegen, erreichte er im unglückseligen Sündenfall. Sein zweites Vorhaben, den Messias zur Sünde zu verführen, schlug fehl. So satanisch auch sein Plan war, den Messias in die Sünde zu stürzen und dadurch jede Möglichkeit einer Wiedergeburt des Menschen zum Kinde Gottes zu verhindern, so diente doch dieser Plan der „Vollendung“ des Gott-Menschen, indem Christus in seiner Gnade als Mensch bestätigt wurde und somit in seiner Macht als Messias, als Ursache des ewigen Heiles für die erlösten Kinder (Nachkommenschaft) Adams.

 

Eva sah, daß die Frucht des Baumes gut zum Essen war und dem Auge schön und angenehm erschien. Und die Verführung ging weiter; denn es war kein Wille (mehr) da, sie abzuweisen; vielmehr war (nun) der (bewußte) Wille da, ihr weiter zu folgen und das kennenzulernen, was der Mensch nicht essen (wissen) sollte. So wurde der verbotene Baum für das Menschengeschlecht wirklich todbringend; denn an seinen Zweigen hing die bittere Frucht des Wissens, das von Satan kommt. Und die Frau wurde zum Weib, und mit dem satanischen Wissen im Herzen ging sie hin. Eva sah mit neuen Augen und hörte mit neuen Ohren die Gewohnheiten und die Stimmen der Tiere; sie begehrte mit maßloser Begierde. Sie hat allein mit der Sünde begonnen. Sie ging hin, um Adam zu verführen.

 

Aber sie vollendete die Sünde mit ihrem Gefährten. Deshalb lastet auf der Frau die größere Schuld. Ihretwegen ist der Mann zum Rebellen gegen Gott geworden und hat Unzucht und Tod kennengelernt. Ihretwegen hat er die drei Reiche nicht mehr zu beherrschen gewußt:

 

·      das des Geistes, weil er zuließ, daß der Geist sich gegen Gott empörte;

·      das des sittlichen Verhaltens, weil er gestattete, daß die Leidenschaften ihn
       beherrschten;

·      das des Fleisches, weil er es zu den instinktiven Gesetzen der unvernünftigen
       Tiere erniedrigte.

 

So wurde das Fleisch erniedrigt, der Charakter verdorben und der Geist entehrt. Deshalb lernten sie den Schmerz und den Tod des der Gnade beraubten Geistes kennen und den Tod des der Unsterblichkeit beraubten Fleisches. Und die Wunde Evas gebar Leiden, und sie wird nicht heilen, bevor nicht das letzte Paar auf Erden gestorben ist.

 

Nach dem Fall Adams und Evas hatte die sexuelle Lust einen eigenen Impuls angenommen, der mit den Intentionen des Willens zusammenstieß, was daran zu erkennen ist, daß der Moment des Orgasmus sich der bewußten Kontrolle entzieht. Dies bedeutet, daß die nach dem Fall vorliegende Offenbarung der Grenzen des bewußten Ich, die im Anfang Adam und Eva betäubt hatte, als betrübliche Erinnerung an den Moment der Vollendung des Sündenfalls in dem leidenschaftlichen Akt, durch den jeder neue Mensch empfangen wird, (heute) immer noch gegenwärtig ist. Adam und Eva waren Wesen geworden, die ebenso sicher von Gott und voneinander entfremdet waren, wie ihre eigenen sexuellen Gefühle jetzt von ihrem bewußten Ich entfremdet waren. Die Sexualität wiederholt somit im Körper die unabänderliche Konsequenz der ersten Sünde der Menschheit. Die sexuelle Versuchung in Gestalt kraftvoller sexueller Phantasie ist zu einer furchteinflößenden und schwächenden Prüfung geworden. Gedanken an sexuelle Dinge schwächen die Fähigkeit des Christen zu wahrer Freude; sexuelle Phantasien und Träume untergraben schweigend die geistigen Freuden und machen auch nicht Halt vor den heiligsten Männern und strengsten Asketen, indem sie diesen periodisch die (ungewollte) Schande nächtlicher (lustvoller) Samenergüsse aufbürdet.

Das Verhängnisvolle aber ist, daß mit der ersten Sünde, die alle Identitätsbereiche des Menschen umfaßte, der Mensch offen wurde für noch größere Anfechtungen der dämonischen Welt. Wie die Erfahrungen zahlloser Mönche und Einsiedler gezeigt haben, sind die übersteigerten Erregungen (Emotionen, Leidenschaften, negative Stimmungen) und die geistigen Verblendungen (Einstellungen), sogen. „geistige Triebe“, die den Menschen zum heimlichen Einverständnis mit der dämonischen Welt verlocken, grundlegender als die nur auf den Körper und den begehrlichen Teil der Seele bezogenen natürlichen Triebe, zu denen auch die sexuelle Begierde gehört, d. h. die „geistigen Triebe“ liegen in der Identität des Menschen tiefer. Die Sexualität ist somit nicht aufzufassen als der grundlegende instinkthafte Trieb des Menschen schlechthin, von dem alle anderen nur zweitrangige Brechungen darstellen, wie manche modernen Tiefenpsychologen behaupten. Es ist umgekehrt. Sexuelle Triebe und sexuelle Versuchungen verraten das Vorliegen von weit aus größeren Unordnungen in (dem erhabenen, emotionalen und geistigen Teil) der Seele, wie z. B. Traurigkeit, Zorn, Lustlosigkeit, Ruhmsucht und Stolz.

 

Seit dem Sündenfall halten die Begierden die drei Bereiche (Geist, Seele, Körper) des menschlichen Daseins umklammert. Grimmige Freude erfüllte den Teufel, da er den ersten Menschen bloßgestellt und dem Gespött preisgegeben glaubte, denn er kannte nicht den Heilsplan Gottes, den Plan der Erlösung. Nur die (heilig machende) Gnade (der Gottverbundenheit) vermag diese Umklammerung des Ungeheuers zu lockern. Und wenn die Gnade lebendig ist, sehr lebendig, und immer wieder belebt wird vom Willen des getreuen Sohnes, so vermag dieser die Schlange schließlich zu erwürgen, so daß er nichts mehr von ihr zu fürchten hat; weder von den Tyrannen des inneren Lebens, das heißt vom Fleische und von seinen Leidenschaften, noch von den äußeren Tyrannen, den Mächtigen der Welt; noch von den Verfolgungen und auch nicht vom Tode.

 

So hat Satan Gott daran gehindert, seinem geliebten Geschöpfe der Spender von Kindern zu sein, nach Regeln, die, wenn sie beobachtet worden wären, auf Erden ein Gleichgewicht erhalten hätten unter den Geschlechtern und den Rassen, wodurch Kriege unter den Völkern und Zwietracht in den Familien vermieden worden wären. Wenn die Menschen gehorcht hätten, hätten sie die Liebe kennengelernt. Vielmehr: nur im Gehorsam hätten sie die wahre Liebe verstanden und erhalten: den vollen und ruhigen Besitz dieses Ausflusses Gottes, der vom Übernatürlichen herabkommt zum Niedrigeren, damit auch das Fleisch darob heilig jubiliere. Die Menschen hätten die Freude erlebt, Kinder ohne Schmerzen zu gebären, und die Freude, geboren zu werden ohne die Angst, sterben zu müssen. Nachdem nun der Mensch durch den Sündenfall (infolge der Umgestaltung) um einen Grad in Richtung des Tierreiches herabgesunken ist, soll er zum alleinigen Zwecke der Übernahme der ernsten und heiligen Verantwortung für die Nachkommenschaft (und somit keinesfalls zum Selbstzwecke des Lustgenusses) die Ausübung des notwendigen animalischen Aktes annehmen, ohne sich in unanständigen und unwürdigen Vereinigungen zu entkräften, die selbst den Tieren unbekannt sind.

 

Die sexuelle Lust als solche ist also keineswegs das Symtom einer unheilvollen Verwirrung der menschlichen Person, sondern ein unschuldiger und (zur Fortpflanzung) notwendiger natürlicher Trieb.

 

Es ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, daß es eine durchaus beachtliche Entwicklung bedeutet, wenn die katholische Kirche heute nicht mehr fordert, daß eine Vereinigung nur dann statthaft sei, wenn sie zum Zwecke der Zeugung von Nachkommen geschieht und hierbei unter unter Wahrung des vorgenannten Grundsatzes verlangt, daß bei der Vereinigung die Zeugung nicht ausgeschlossen werden darf und als Mittel hierfür die „natürliche Verhütung“ angibt.

Die alte Schlange hat ihre Freude an all den Strafen, die der Mensch nun an Leib und Seele zu leiden hat.

 

So wurde Adam und seinen Abkömmlingen -neben der heute nicht mehr faßbaren aber in ihrer Auswirkung viel dramatischeren Umgestaltung des erhabenen seelischen Teils der menschlichen Existenz in Richtung der des Tieres bzw. in die Existenzweise, die wir heute vorfinden- als sichtbare Strafe, die dem Verbrechen des Sündenfalls angemessen war die Kluft zwischen Willen und sexuellem Gefühl und den Tod (vorübergehende Trennung von Seele und Körper) auferlegt. Sexualität und Grab beschreiben wie zwei eiserne Klammern unerbittlich den Verlust der ursprünglichen Harmonie von Leib und Seele auf allen Ebenen der Identität, der die Menschheit erlitten hat. Der Tod enttäuscht den tiefsten Wunsch der Seele, der darin besteht, im Frieden mit dem Körper, den sie liebt, zu leben. Der Tod kann nie als Befreiung der Seele vom Körper begrüßt werden, mit dem sie so verbunden worden war. Der Tod ist daher ein unnatürliches Ereignis. Sein erschreckender Schmerz offenbart die Stärke der „bindenden Kraft“, die sich mit dem „süßen Eheband von Leib und Seele“ verband.

 

Wie die Schlange selbst der himmlischen Glorie verlustig ging, so möchte sie auch den Menschen nicht dorthin gelangen lassen. Spürt sie nämlich, wie der Mensch mit ihr (der Gnade) übereinzustimmen beginnt, so sinnt sie schon darauf, den Kampf gegen Gott zu eröffnen, indem sie spricht:

„Jetzt aber, jetzt will ich im Menschen all meinen Willen durchsetzen.“

 

Gott aber hat wider ihre Bosheit einen gewaltigen Kampf entfacht, indem Er die Vernunft des Menschen ihrer Vernunft entgegenstellt und sie so zerschlägt. Dieser Streit aber wird bis zum Jüngsten Tage andauern. Nach dem Ende der Zeiten aber werden die Gerechten wieder so leuchten wie die Sonne; mit ihren heiligen Werken bekleidet werden sie erstrahlen.

 

Aus dem Verhalten der beiden Gotteskinder gegenüber dem symbolischen Baum konnte man (Gott) schließen, ob sich in ihnen die Neigung zum Guten oder Bösen entwickelte. So wurde dieser Baum zum einem Mittel, um ihr Verhalten Gott gegenüber zu prüfen. Er erwies das Maß der Reinheit von Adam und Eva. Sie, die ersten Menschen besaßen die Gnade, die nie durch die Ungnade entweiht worden war. Daher waren sie geschützt und gestärkt durch die Gnade, die Unschuld und Liebe zeugt. Ein unendliches Geschenk hatte Gott ihnen gegeben. Um so schwerwiegender ihr Fall.

 

Symbolisch ist auch die Frucht, die dargeboten und gegessen wurde. Es war die Frucht einer Erfahrung, die sie freiwillig machen wollten auf satanische Einflüsterung (Gedanken) hin, gegen das Gebot Gottes. Gott hatte den Menschen die Liebe nicht untersagt. Er wollte nur, daß sie sich ohne Bosheit liebten; wie Gott sie mit seiner Heiligkeit liebte, so sollten auch sie sich lieben in der Heiligkeit der Zuneigung, die von keinerlei Begehrlichkeit beschmutzt war. Eva kannte, was zu wissen für sie gut war, aber nicht mehr; denn es ist unnütz das zu kennen, was nicht gut ist. Sie aber hatte kein Vertrauen in das Wort Gottes und blieb ihrem (anfänglichen) Gehorsamsversprechen nicht treu. Sie glaubte Satan, brach das Versprechen und wollte das Nichtgute kennenlernen; sie liebte es ohne Gewissensbisse; sie verwarf die Liebe, die Gott ihnen so heilig übergeben hatte, und machte sie zu einer verderblichen, niedrigen Angelegenheit. Zu einem gefallenen Engel geworden, wälzte Eva sich im Schlamm und auf dem Stroh, während sie glücklich unter den Blumen des irdischen Paradieses hätte wandeln können; so wie ein Baum sich mit Blüten bedeckt, ohne die Krone in den Schlamm (der Begierden) zu beugen.

 

Noch einmal:

Das Verachten, die Respektlosigkeit und Gleichgültigkeit, das überhebliche Wesen, der Hochmut, geistige Einstellungen also – diese sind das Wesen der Sünde und machen den Frevel aus und bedingen das Übel, und in keiner Weise das Fleisch als solches oder die natürlichen Begierden aus dem Fleisch oder gar die Leiblichkeit unseres belasteten, gemischten Wesens. Mit seinem Intellekt sündigte der Urmensch und nicht mit seinen Paarungsorganen. Im Geistigen wurzelt die Erbsünde!

 

Dem letzten Gericht verfallen werden daher die unausrottbar erscheinenden Irrtümer der Menschen, auch so vieler Christen und Eiferer; daß der Geist gut sei, der Leib aber böse, daß die Welt schlecht sei und die Seele wertvoll, daß die Natur des Teufels sei. Verurteilt werden die Lehren so vieler Väter, daß die Menschwerdung Christi erst Folge eines fleischlichen Sündenfalles sei, daß damit das Fleisch und seine Lust, die Welt und ihre Last ein Produkt teuflischen Abfalls sein müßten.

 

Satan hat nicht die Fähigkeit, einen Menschen durch die Seele eines anderen zu betrügen. Er kann sich bei seinem Betrug nur der Gestalt irgendeiner anderen Kreatur bedienen. Der Teufel vermag nur über den Lebenswandel des Menschen, d.h. mittelbar auf die Elemente des Kosmos einzuwirken, nie aber unmittelbar über die Dinge der Welt, etwa direkt über die Technik, nie direkt über die Leiblichkeit selbst!